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Geschichte

"Herrliberg ist ein schönes, jedoch zerstreutes Dorf“ ist bereits der „Beschreibung des Zürich Sees“ von Hans Erhard Escher 1692 zu entnehmen. Bei einer Uferlänge von nur 1,5 km erstreckt sich das Gemeindegebiet von 897 ha vom See aus über fünf Geländeterrassen hinauf zum Pfannenstiel. An der Grenze zu Erlenbach auf einer Höhe von 560 m erinnert der Pflugstein, grösster Findling des Kantons, an die letzte Eiszeit. Der oberhalb von Wetzwil gefundene Schalenstein wird in der Bronzezeit (etwa zwischen 2700 bis 1600 v.Chr.) bearbeitet und steht heute seeseits des Gemeindezentrums Vogtei.

Im 8. Jahrhundert wird am Dorfbach Tächliswil angelegt, der Weiler des Tachilo, der später eine Aufteilung in Ober- und Unterdorf erfährt. Auf wunderschöner Höhenlage von gut 600 m und gutem Ackerbaugebiet entsteht der Weiler des Wezzo (Wetzwil), der im Jahre 797 dem Kloster St.Gallen geschenkt wird. Auf gleicher Höhe finden sich später auch die kleinen Siedlungen Breitwil (Kittenmühle) und Intwil (Hof). Im Hochmittelalter entsteht durch Rodung bergwärts der 100 m höher gelegene „Hof ze Rüti“ (Rütihof). Das am See an der Grenze zu Erlenbach gelegene Landgut Schipf sowie die Weiler Busenhard, Grüt, Habüel, Rain und Sellholz reichen ebenfalls ins Hoch- oder Spätmittelalter zurück. In dieser Zeit erfolgt eine Erweiterung der Landwirtschaft durch das Aufblühen des Weinbaus.

Geistliche und weltliche Herrschaften teilen sich im Mittelalter den Grundbesitz. Land und Leute von Herrliberg gehören etwa zum Grossmünster- und Fraumünsterstift oder zum Kloster Einsiedeln, das von Besitzen am Zürichsee den Wein bezieht. 1412 gelangt Herrliberg unter die volle Landeshoheit von Zürich und ist Teil der Obervogtei Küsnacht. Erster Untervogt der Gemeinde Herrliberg wird 1590 Ulrich Fietz aus Intwil (Hof). Seit 1815 ist die Gemeinde dem Bezirk Meilen angegliedert.

Bereits 1370 ist in Wetzwil eine Kapelle nachgewiesen. Etwas später entsteht im Unterdorf ebenfalls eine Kapelle. Da die Bevölkerung anwächst, bauen die Herrliberger 1687 auf dem Vorgängerbau eine neue Kirche. Der Taufstein von 1629 wird übernommen.

1639 wird in Herrliberg das erste Schulhaus erbaut, und wenig später kann in Wetzwil in der saisongebundenen Winterschule unterrichtet werden. Bis 1836 die Seestrasse entsteht, schlängelt sich am steilen Ufer nur ein schmaler Pilgerweg. Neben dem Wasserweg stellt die Alte Landstrasse die Verbindung zwischen den Seegemeinden dar, die vom Winkel in Erlenbach quer durch die Landgüter Mariahalde und Schipf zum Grüt und Busenhard (heute u.a. Gemeindezentrum Vogtei) nach Tächliswil und entlang der heutigen Alten Dorfstrasse hinunter zum See führt.

Ein Dokument aus dem Jahre 1543, das zu den frühen Zeugnissen einer beginnenden Gemeindedemokratie zählt, belegt das Bestehen einer damals bereits althergebrachten Holzkorporation, welche vitale Nutzungskonflikte regelt. 1571 wendet sich die städtische Obrigkeit an die Holzgenossen, an die „ersamen unsere besonders lieben getreuen eine ganze gmeind zu Herrliberg.“

1886, auf dem Höhepunkt der Rebkonjunktur, gibt es 174 Rebbesitzer, die 127 Hektaren Reben bewirtschaften, was einem Siebtel des gesamten Gemeindegebiets entspricht. Reben gibt es bis über die Höhe von Wetzwil hinaus. Heute ist die Rebfläche aller 171 zürcherischen Gemeinden zusammen weniger als fünfmal so gross wie damals allein das Herrliberger Rebland.

Im Jahre 1634 zählt Herrliberg 516 Einwohner, zwischen 1770 und 1900 sind es rund 1000 und 1940 bereits 2000. Zwischen 1960 und 2000 hat sich die Bevölkerung von rund 3200 auf 5500 erhöht. 1835 gibt es nur 107 Wohn- und 180 Nebengebäude, darunter zwei Tavernen, eine Mühle und eine Sägerei. 1873 finden sich zwei Wein- und eine Branntweinhandlung, eine Sennhütte, zwei Kaufläden, zwei Metzger, eine Schmiede, ein Küfer, ein Glaser und ein Blattmacher (fertigt Teile des Webstuhls an) sowie eine Poststelle und eine Dampfschiffstation. 1894 beginnt mit der Eröffnung der rechtsufrigen Bahn die Entwicklung vom einfachen Weinbauerndorf zum Vorort der Stadt Zürich.

Weitere Informationen zur Geschichte

Warum die Herrliberger keinen Bahnhof auf Gemeindegebiet erhalten haben sowie andere Episoden finden sich in Geschichte der Gemeinde Herrliberg. Der zweite Band Bilder der Gemeinde Herrliberg enthält rund 200 Bilder. Beide Bände sind in der Gemeindekanzlei oder im Online-Schalter zu je Fr. 48.- erhältlich (Buchdruckerei Stäfa AG, 1980, 1981).

  • Gruss aus Herrliberg / Herrliberg auf alten Ansichtskarten 1899 bis 1960
  • Der Herrliberger Kalender erscheint seit 1977 und reflektiert in informativen Beiträgen das Dorfgeschehen. Das Heft, das ein beliebtes Sammelobjekt ist, wird von der Gemeinde unterstützt und jeweils anfangs Jahr an alle Haushaltungen verteilt. Soweit der Vorrat reicht, können alte Jahrgänge auf der Kanzlei bezogen werden.
  • Herrliberg für Neugierige vom Verkehrs- und Verschönerungsverein
  • Kleine Kittenmühlegeschichte
  • Herrliberger Heimatkunde von Robert Wegmann, umfassendes Lehrmittel für die Mittelstufe der Primarschule (1976).
  • Die Schipf in Herrliberg, Chronik eines Landgutes am Zürichsee, von Hanns von Meyenburg, Verlag Berichthaus Zürich, 1957.
  • Das Gedächtnis der Gemeinde befindet sich im Herrliberger Dorfarchiv: www.vvherrliberg.ch.

Antonia Baumann

Mittelwachtplatz mit Anlegestelle für Schiffe. Links der alte Gasthof zum Rappen (später steht an dieser Stelle das Restaurant Bellevue). In der Bildmitte das Sustli (1545-1928), Umschlagsschuppen für den Schiffsverlad. Darüber die Taverne Zur Lilie, das Pfarrhaus und die Pfarrtrotte (Ausschnitt aus koloriertem Stich von Heinrich Brupbacher, 1794)